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WALD HOLZ NETTO NULL

Ein branchenweites Projekt für die Wald- und Holzwirtschaft

Gesetzliche Vorgabe 

Das Netto-Null-Ziel 2050 ist im auf den 1. Januar 2025 in Kraft getretenen Klima- und Innovationsgesetz (KIG) verankert. Netto-Null heisst, die Treibhausgasemissionen grösstmöglich zu vermindern und die Wirkung der verbleibenden schwer vermeidbaren Emissionen durch Negativemissionstechnologien – wozu auch die Senkenleistungen der Wälder und der Holzprodukte zählen – auszugleichen. 

 

Die Rolle der Wald- und Holzwirtschaft 

Die Wald- und Holzbranche ist ein wichtiger Partner bei der Erreichung der Klimaziele der Schweiz. Einerseits kann sie aktiv ihren Teil zur Erreichung der gesetzlich vorgegebenen Ziele der Emissionsverminderungen in den Bereichen Industrie, Gebäude und Verkehr beitragen. Andrerseits kann sie zum Erhalt und zur Stärkung der Klimaleistung des Gesamtsystems Wald und Holz beitragen. Durch diese Doppelwirkung kommt der Wald- und Holzwirtschaft eine Schlüsselrolle zu. 

Ein gemeinsames Projekt für den Weg hin zu Netto-Null 

An seiner Sitzung vom 23. Januar 2025 hat der Lignum-Vorstand das Mittragen des vom Verein Senke Schweizer Holz (SSH) initiierten Projekts WALD HOLZ NETTO NULL beschlossen. Die Koordination des Projekts wird gemeinsam durch die Lignum und den Verein SSH wahrgenommen. Ziel ist die Ausarbeitung von branchenweiten Netto-Null-Fahrplänen im Sinne des Klima- und Innovationsgesetzes sowie die Wald- und Holzwirtschaft im Zentrum einer zirkulären Bioökonomie zu positionieren. 

 

Modularer Aufbau des Projekts WALD HOLZ NETTO-NULL 

Das Projekt liefert fachliche Grundlagen zur Ausarbeitung von branchenspezifischen Netto-Null-Fahrplänen. Dabei werden die grossen Zusammenhänge, wie auch alle Prozessschritte entlang der Wertschöpfungskette einzeln angeschaut; d. h. vom Wald zu den verschiedenen Einsatzgebieten des Holzes mit den entsprechenden Verarbeitern, Planern und Händler, bis hin zur Endverwertung der verschiedenen Produkte. 

Zur bestmöglichen Umsetzung ist das Projekt modular aufgebaut, so dass die verschiedenen Branchenorganisationen ihren Teilbereich auch getrennt und in ihrem eigenen Rhythmus bearbeiten können. Die Koordinationsstelle stellt den Wissensaustausch zwischen den Organisationen sicher und begleitet die verschiedenen Akteure.

 

Erster Schritt zur Verminderung der Treibhausgasemissionen 

Zur Umsetzung von Emissionsverminderungsmassnahmen müssen zuerst für alle Bereiche die grössten Treibhausgasemissionen lokalisiert werden. Erst darauf aufbauend können mögliche Handlungsfelder abgeleitet werden, allfällige Hemmnisse identifiziert werden sowie schlussendlich mögliche Massnahmen zur Emissionsverminderung abgeleitet werden. Diesen ersten wichtigen Schritt hat der Verein Senke Schweizer Holz (SSH) für den Bereich Holzindustrie bereits begonnen. 

 

Übergeordnetes Ziel: Optimierung des Gesamtsystems Wald & Holz 

Die Kohlenstoffspeicher Wald & Holz werden meist getrennt angeschaut und sind im nationalen Treibhausgasinventar getrennt abgebildet. In Wirklichkeit wirken sie in einem sehr komplexen Gesamtsystem zusammen. 

Der Waldspeicher verändert sich vorwiegend durch natürliche Prozesse (Zuwachs der Holzmasse durch die Fotosynthese, Zersetzung der Holzmasse nach der Lebensdauer des Baumes). Weiter wird der Waldspeicher durch äussere Einflüsse (Trockenheit, Waldbrände, Stürme, Insekten- und Pilzbefall, etc.) sowie durch menschliche Aktivitäten (Waldpflege und -bewirtschaftung, etc.) beeinflusst, die indirekt auch die Entwicklung des Holzspeichers beeinflussen. 

Der Holzspeicher wird vorwiegend durch Menschen beeinflusst. Die Verarbeitung von Holz (z. B. Bau eines Holzhauses) führt zu einem Zufluss von Kohlenstoff in den Holzspeicher (Inflow). Die Verbrennung eines Holzproduktes am Ende seiner Lebensdauer (z. B. nach Abbruch eines Holzhauses) führt zu einem Abfluss von Kohlenstoff aus dem Holzspeicher (Outflow). Die Abgänge aus dem Holzspeicher können durch natürliche Prozesse (z. B. Zersetzung der Holzprodukte) beschleunigt werden. 

Bei den menschlichen Aktivitäten entstehen immer auch Treibhausgasemissionen. Diese sind im Gesamtsystem entsprechend zu berücksichtigen (siehe Abbildung unten). In vielen Fällen sind die Effekte der Speicherveränderungen jedoch bedeutender als die mit der Aktivität verbundenen zusätzlichen Emissionen. Aus Speicherveränderungen können sich wiederum Substitutionseffekte ergeben, materielle oder energetische Substitution, die ebenfalls zu beachten sind. Nicht zuletzt ist für eine ganzheitliche Betrachtung auch der Einbezug der Zeithorizonte wichtig; z. B. kann ein kurzfristiger Speicherverlust im Wald über die Zeit durch den verstärkten zusätzlichen Zuwachs überkompensiert werden. 

Für eine optimale Klimawirkung braucht es eine integrale Betrachtung 

Grundsätzlich muss das Ziel verfolgt werden, dass der Waldspeicher langfristig erhalten werden kann und dass vom im Schweizer Wald genutzten Holz ein möglichst grosser Anteil in den Schweizer Holzspeicher fliesst und dort als möglichst langlebiges Produkt verwendet wird. 

Nur integrale Betrachtungen von der Entwicklung  

  • der Sequestrierung im Wald, 
  • der Kohlenstoffspeicher im Wald 
  • der Kohlenstoffspeicher in Holzprodukten, 
  • der materiellen Substitution und 
  • der energetischen Substitution 

mit klaren geografischen und zeitlichen Zielsetzungen/Rahmenbedingungen sowie der Vermeidung der eigenen Emissionen und von Leakages führen letztlich zu optimalen Effekten.